Lesen wir in Wörterbüchern und in alten und neuen Erzählungen, fällt uns auf, dass der Grossteil der Schwierigkeiten beim Schreiben im Walserdialekt der Unterscheidung von e und ä entspringt.
Wörterbücher im Vergleich: Wörter, die beim Sprechen gleich klingen:
Im Davoser Wörterbuch werden Verben am Wortende mit e geschrieben, obwohl ein kurzes gedämpftes ä gesprochen wird. Das e am Ende des Verbes stammt aus jener Zeit, als noch das -n gesprochen wurde: gäischten. Man kann es noch in Davos, Langwies und von Klosters bis Saas hören.
En Hund wird so gesprochen: än Hund oder gar an Hund. Säileta bereitet beim Lesen Mühe, Säilätä ist eindeutig. Nid ege ist schwierig richtig zu lesen, also: nid eegä.
Das Davoser Wörterbuch unterscheidet in der Endung: Einzahl mit a (Egga), Mehrzahl mit ä (Eggä). Hans Laely-Meyer (Flurnamen): Bocktä, Bachbläika, Chlättertanna, Egga, Eggä, Furra, Furrä, Gamsfalla, Waaldä, Stadleralpä, Schäitla. Besonderheiten bei Laely (Redensarten): Di Gepsa welpa, hüt fredje wr Tiges, verziä will dr s (verziehen will ich es dir … ),äswìä, ds Läid abnä. Chüpfenfluo, Läimgruoba.
Im Prättigauer Wörterbuch müssen die verschiedenen Dialekte von Seewis bis Klosters berücksichtigt werden (liidä, liiden, liechta, liechten). Dabei begegnen uns e und ä: Büel, abgfüert, ärmüätä, aarüäfä und aarüefä. Wofür sollen sich die Schreiberinnen und Schreiber entscheiden? Die entsprechende Wahl muss auch bei ei und äi getroffen werden.
Im Prättigauer Wörterbuch steht nur in jenen Wörtern ein ei, die dem Schriftdeutschen gleichen: Bein, Ei, feist, Geiss, Heim, heimli.
Im Davoser Wörterbuch hingegen wird das ei ausnahmslos als äi geschrieben: Räinheft, chläinhaft, häindsch, gmäind, Äier, zwäi. Die durchwegs klarste Lösung ergibt sich durch das ä (oder je nach Region a).
Rächt schriibä
Wiär häind nisch lengschtä da draan gwennt,
wil ünschrnäis nüüd andrscht chent:
Und doch, äs gsiäd s ja jedäs Chind,
das d Schriibigä nid äifach sind.
Was schriibt mä: miese, miasa, miäsä
und pschliesse, pschliassa odr pschliässä,
am Meer di Gist, am Mehr di Gischt?
Wen das käin Mischmasch ischt!