
Ds Fueter sötti bessr bschiesse. So stehen die Wörter vor uns, wenn wir uns vom Schriftdeutschen nicht lösen können. Erst wenn die fraglichen e durch ä ersetzt sind, können wir den Inhalt erfassen und richtig lesen.
Ds Fuätr sötti bessr bschiässä. Das Futter sollte ergiebiger sein.
Biäl odr Agsch, chentscht du dr Undrschid? Beil oder Axt, kennst du den Unterschied?
Schi liächtäd noch am Aabäd schpaat. Sie hat noch spät abends Licht.
Das pliebed mr. Das beliebt mir. Erst so ist es klar: Das pliäbäd mr.
Biescht – Biäscht, die erste Milch nach dem Kalben
die Diebä – diä Diäbä (diese Diebe)
esie äsìä (manchmal) Schi hed mr äsìä gholffä. Sie hat mir manchmal geholfen.
entlien – äntlìän (ausleihen) Taarf i diä Schuuflä äntlìän? Darf ich diese Schaufel ausleihen?
nietig – Äs ischt mr niätig. Es ist mir unangenehm. Auch: unwohl.
pschliessä – pschliässä, abschliessen. Vrgiss nid, di Tüür z pschliässä! Vergiss nicht, die Türe abzuschliessen!




Besonderheit: zee, zäh – äs zees Männli, än zeei Frau: ei ist hier kein Umlaut, es sind zwei getrennte Vokale: eï.
Stünde ä nicht zur Verfügung, müsste das ungeeignete ie durch ein ia ersetzt werden: wiar, zian, usw.
ä oder a?
Meist ist es eine Ermessensfrage. Im Davoser und Prättigauer Wörterbuch wird das ä gewählt. In der Presse erscheinen oft Wörter mit a, beispielsweise im P&H vom 3. Juni 2017: Serneus, Auffahrt – ds Maitiatschupa. Andernorts begegnen uns d Wiissflua und ds Wiisshora. In Fremdwörtern: uf dr Caranti (Cäranti). Im Davoser Wörterbuch steht, wie schon weiter oben erwähnt, bei Nomen, die in der Einzahl mit -a enden, in der Mehrzahl ein -ä, so wie man früher im Klang unterschieden hat. Aadra–Aadrä. Mäitja–Mäitjä. Bemerkenswert ist, dass Leonie Barandun-Alig im Obersaxerdialekt auf das ä im Text verzichtet: Mit da Chind isch as àlbig as Heba und as Looslàà midanànd. Dies ist wohl ursprünglicher und treffender. In der vorliegenden Arbeit wird im Zweifel das ä verwendet: Chua – Chuä, legga – leggä, da wir ihm fast ausnahmslos in den Prättigauer und in den wenigen Schanfigger Texten begegnen.
ei – e i
Beispiele aus dem oberen Oberwallis zeigen, dass der Umlaut ei in verschiedenen (allen?) Wörtern als eï gesprochen wird: … den ischt är daheima gsi. Das e wird hier als e gesprochen, nicht als ä, also daheïma und nicht wie bei uns dähäimäd.
Wallis: Schi hend schi nid chennä einigä, dr Acher z teilä. Für alle i gilt ï. Walliser können unseren Satz nur so richtig lesen: Schi häind schi nid chönnä äinigä, dr Achär z täilä.
Berner verstehen unter Scheiche die Beine und sprechen eï. Unser scheichä (schenken) würde als scheïchä gesprochen, weshalb nur schäichä richtig lesbar ist.
Wie Christian Patt erwähnt, gibt es im Ausserschanfigg Laute, die anderswo nirgends vorkommen.
Marie Fleisch: «Vam Brodbache»
Der Text dazu befindet sich unter 5 Peist + auf der Startseite.

Mäind mä, ds Brood bleïbi bleichhafts, tuäd mä noch än Augäblick föürä.
Es bleibt gar keine andere Wahl, als … bleïbi bläichhafts … zu schreiben.
In der vorliegenden Arbeit wird die für das Ohr passende Schreibweise verwendet: Dort, wo im gesprochenen Wort ein ä klingt, steht auch im geschriebenen Wort ein ä. Hielte man sich durchwegs an diese Regel, wären die Texte leichter zu lesen und zu verstehen, und es wäre auch einfacher, ein Wörterbuch einzurichten. Ein Gelenk beispielsweise ist ein Gläich, „Gleich“ begegnet uns in der Mathematik.
eu oder äu?
Es gibt nur wenige Wörter, welche mit eu oder äu geschrieben werden können:

Weitere Wörter auf äu, die aber keinen Bezug zu eu haben und ohnehin mit äu zu schreiben sind: Täufi, Fräuli, Chnäu, fläugä. In der vorliegenden Arbeit wird die Schreibweise aus dem Davoser Wörterbuch übernommen.
