Schärfungen werden mit der Verdoppelung von Konsonanten dargestellt
Wollen wir so schreiben wie gesprochen wird, ist die Verdoppelung von ch und sch unvermeidlich: Wiär grabänd äs Loch, abr wiär lochchänd. chch kratzt beim Sprechen. Wüschä und wüschschä: Wüschä ist das Zusammenziehen von Gras oder Heu mit beiden Armen oder mit dem Rechen. Über die folgende Adresse sehen wir u.a. das Aufsetzen einer Säilätä:
Katalog des audiovisuellen Kulturguts Graubündens
Bild rechts: 6. St. Antönien 1956-1957, 1961
Wär chund da druus?
Nid hüüschä – wüschä uf dr Schtägä!
Hüüschä chönd r undr Püüschä.
Nid wüschä – wüschä, baald git s Rägä!
Und den di Grüschä zämmä wüschä.
Äsoo vrschtäid m äs!
Nid hüüschä – wüschschä uf dr Schtägä!
Hüüschä chönd r undr Püüschschä.
Nid wüschschä – wüschä, baald git s Rägä!
Den erscht di Grüschschä zämmä wüschschä.
Das Wallis zeigt uns, wie es geht:
https://www.walliserdialekt.ch/
Häärleischschu zeigt die Verstärkung durch schsch.
Aus der Schreibweise von Tachlatta darf man annehmen, dass das ch weich gesprochen wird und nicht stark als Tachchlatta wie in Davos, im Schanfigg und im Prättigau.
Làtuochji hört man auch im Prättigau, aber nur noch selten, es sind Äidägsli wie im Schanfigg.
Fient schrieb: Latuechji, grossi wie Übertürner … und meinte damit die Drachen.
In manchen Wörtern wird ein im Schriftdeutschen starker Konsonant schwach gesprochen:
vom d zum t
Meist bleiben die schwachen d des Schriftdeutschen erhalten: dähäimäd (daheim), driin (drinnen), Donschtig (Donnerstag), Döörä (Dorn), drii (drei).
Und meist bleibt t ein t:
Hinicht (heute Nacht), hüt, hütt (heute).
Hier gibt es den Wechsel vom d zum t:
Hemt, Biltli (Bildji ist nur noch selten zu hören), ds wilt Männli, Mäitjä Mädchen), Schmittä (Schmiede), Tachch (Dach), tankä! (danke!), aber: hescht gädankäd? (hast du dich bedankt?), ds Tüüflsch Dank, tenglä (dengeln), Tengl-Schtock (Dengelstock), Tangl (Dangel), Fasstuubä (Fassdaube), Tuumä (Daumen, Luzein: Tummä).
Eine Regel dazu kann man nicht ableiten, allein das Gehör bestimmt: Schi hed gsäid, äär häi gchünt.
vom t zum d:
hindr (hinter), midänandärä (miteinander), chuscht mid nisch? (kommst du mit uns?), Midätaag (Mittagszeit), drmid (damit).
Aus dem Unterland drückt das «mittenand» in die Berge herauf und bedrängt das midänandärä. – In einigen Worten entfällt das t ganz: mimmä (mim mä – mit ihm). Schi gäid mimmä gä Chur. Sie geht mit ihm nach Chur. Schi chund mä ängạ̈gäd. Sie kommt ihm entgegen.
Auch dem Schriftdeutschen (und den Schülern!) machen d und t Mühe. So schreiben wir: Der Jäger geht auf die Jagd, aber er jagt.
s oder sch? Und andere Veränderungen
Früher war die Siedlung Tälfsch an der Kantonsstrasse mit Delfs angeschrieben, obwohl es niemand so spricht. Es ist erfreulich, dass auf dem Schild nun Tälfsch steht.
Wie steht es mit Küblis Chüblisch, mit Peist Päischt?
Fidärisch (das ä wird nur leicht angetönt), Chlooschtrsch, Schiärsch, Cuntersch (das e wird fast ganz verschluckt: Gguntrsch).
Sampeter, San Peter, so hören wir den Ortsnamen in Chur. Säpetr heisst es im Schanfigg. Weitere: Lengwis, Säpünn, Fndäi, Pägiig, Mäliinäs, Lüän, Kaschtiäl mit der Betonung auf dem i (im Ausserschanfigg Ggaschtiäl), Ggafräissä, Malaadrsch.
Geht das «schi» verloren? Beginnt sich «si» zu verbreiten (schi hed mr gsäid, si hed mr gsäid)? Anstelle von «schiini Chüä» hört man im Raum Küblis vereinzelt «immschiini Chüä» (ihmseine Kühe) und «immschi», ein Wortgefüge aus dem Unterland (imsiini Büsi). Eine weibliche Form dazu hört man nicht. Es ist eine Verbindungen von Genitiv und Dativ/Akkusativ. Ergänzende Hinweise dazu weiter hinten im Text.
Im Prättigau geht wiär verloren. Man hört es nur noch in Furna, dort aber erstaunlicherweise auch von jungen Leuten! Im Schanfigg wird es wohl nicht mehr lange Bestand haben. Weniger bedeutsam, aber doch auch ein Abbau:
Schanfigger im Verkauf in Chur: Was hättänd Sie gäärn? Was taarf s sii?
b oder p?
In alten Schriften lesen wir „Der Zehn Gerichte Punt, der Graue Punt“. Noch heute ist eine Eisenklammer für grosse Hölzer ein „Punthaaggä“. Zwischen dem deutschen „Bund“, dem romanischen „Punt“ und dem italienischen „Ponte“, besteht eine Verwandtschaft, sie verbinden.
b und p werden oft ausgetauscht: aper zu aabr, Empore zu Boor, Besuch zu Psuäch, äs bliibt, äs ischt plibä. Astbüschel binden heisst püschschlä, Bauer wird zu Puur, Backe zu Paggä, buckeln zu pugglä, Plage zu Blaag, pitti au!
g oder gg?
Das g wird mit einer Verdoppelung verstärkt: Ggaggo (Kakao), Gguggu (Kuckuck), Ggällä (laute Stimme), Ggraagg (Rabe), Palggä (Fensterladen), pfinggä (grelles, eher leises Pfeifen), rääggä (weinen), Pflungg (Klumpen).
Regel: Das Perfekt erhält zwei g, wenn die Grundform mit g beginnt.
lismä passt nicht zu dieser Regel, und doch wird das g so stark betont, dass gg angebracht ist. Es gibt viele weitere solcher Wörtchen: rächnä, ggrächnäd – redä, ggret.
Im Prättigauer Wörterbuch gibt es davon mehrere Formen: än bitz, än biz, in der Regel aber Chatzä, Gitzi, Chlotz, chützlä. Nach Umlauten und Dehnungen: zuäzä (schaukeln), Schnuuz, Chreezä.
In Landkarten und auf Wanderwegschildern begegnet uns das Wort Tratza, der Name einer Vorwinterung oberhalb von Pany und bekannt wie der Schtälser See. Fast überall ist das Wort falsch geschrieben. Das erste a wird lang gesprochen, weshalb nur Traaza den Wortklang richtig wiedergibt. In der deutschen Sprache, sowohl im Schriftdeutschen wie im Dialekt, wird der Vokal kurz gesprochen, wenn ein tz folgt.
k oder ck?
Meist gilt die Schreibweise des Schriftdeutschen: Blacktä, Block, Bock.
Nach Dehnungen und Umlauten steht nur k: flöökä (in Sicherheit bringen), zöökä (anlocken), Ggräukts (Geräuchtes), jäukä (scheuchen), Schträikä (Latte zum Aufrollen von Holz).
Anstelle des harten k wird oft ch oder gg verwendet: Brochchä (Brocken), bachchä (backen), schtiichä (stinken), trochchä (trocken), trüchchnä (trocknen), Brugg (Brücke), Rügg (Rücken).
Eine Abschwächung gibt es auch von k zu g: Haaggä (Haken), Paggä (Backe).