2.07 – Schparz u.a.

sp oder schp, st oder scht

Wallis: Nur im Anlaut entsprechen sp und st der analogen hochdeutschen Lautgruppe: Spinnä, stüürä. Innerhalb des Wortes wird sch geschrieben, auch nach einer Vorsilbe: schi ischt gschtorbn.

Damit aber bleibt die Schreibung von schp und scht auf halbem Weg stehen, denn die Angleichung an das Schriftdeutsche nur am Wortanfang ist für unseren Dialekt nachteilig. Die folgenden Beispiele zeigen es:

Hütt chund dr Ätti schpaat va Fuätärä, är hed schi vrschpeet.

Schi machchänd nun ä Schpass, schi häind gschpässläd.

Äs ärschtuunt mi nid, das där Schtürchl gschtürchläd ischt.

Du schtäitischt am beschtä fascht zussärscht uf dr Schtangä bim Schparä.

Vor äs gä schniiä choon ischt, hed ds Nani d Schtuudä zämmägäbundä.

Leicht zu lesen:

bei Zummätomi, schtarchä Tabak, im P&H, 22. August 2006.

bei Fluri Aliesch, schpärig Ziit, im P&H, 21. Februar 2012

bei Anna Meyer-Tuffli, Ds Eenisch Schtübli, im P&H, 17. Mai 2017

bei Hans Mettier-Heinrich, Blackten schtraupfen, Das Hochtal Fondei, 3. erweiterte Auflage, 2020 (siehe: 9 Walsertäler, (Startseite)

Auch ausserhalb unseres Dialekts begegnen wir immer wieder Schp und Scht, die als selbsverständlich angenommen werden: Schparz-Orden in Chur, Gasthaus zur Schtund ZH, Schtärneföifi – die Popband für Kinder, Schtifti Foundation, Schtunggis in Basel.

Schwierig zu lesen:

im Davoser Wörterbuch: Bim Bitz und bi Spraat, Staafleta, struufe

im Prättigauer Wörterbuch: Lismerspis, staan, Gspeer, Strüütschä

Im Schriftdeutschen ist es nicht einfacher. Wie soll man einem Schulanfänger erklären, weshalb man „Steinschleuder“ schreibt, nicht „Schteinschleuder“ und nicht „Steinsleuder“.

Auch Englisch ist gewöhnungsbedürftig: Slot, Spoiler, Spikes, Stick, Speed, spiidä für rennen.

http://www.urbia.de/archiv/forum/th-2999919/st-oder-sch.html

„Hallo, ich verzweifel noch. Mein Sohn schreibt anstatt Stefan Schtefan. Das ist nur ein Beispiel, er schreibt bei vielen Wörtern anstatt st ein scht. Ich weiß nicht, wie ich ihm richtig erklären kann, wann man ST und wann man SCH schreibt. Ich habe auch schon das Internet durchsucht, aber konnte nicht wirklich was finden.“

Aus der Antwort 1: Hallo, kann man nicht richtig erklären. Man kann ihm nur sagen, dass es die Buchstabenverbindungen scht, schp, schk nicht gibt – sondern eben nur st, sp, sk.

Aus der Antwort 2: Oder dass die Gischt, die ans Ufer brandet, nicht Gist geschrieben wird? Schwierige Aufgabe, denn die Kinder schreiben die Worte, wie sie sie sprechen.

Dabei ist die Schreibung sp und st im Schriftdeutschen allein aus folgendem Grund gewählt worden: An sp und st (und nur an diese) können wir noch den Konsonanten r anfügen (selten ein l).

sprechen, springen, spriessen, spritzen, spleissen (anstatt schpleissen).

strahlen, streichen, streng, Strich, Strom, Strumpf (anstatt Schtrumpf), aber Schlumpf anstatt Slumpf.

Damit nicht mehr als drei Konsonanten aufeinander folgen, wird sch auf s verkürzt, also mehr Verwirrung gestiftet als Klarheit geschaffen.

Nochmals Eduart Imhof: „Da Mundart an und für sich keine Schriftsprache ist, nehme ich mir die Freiheit, sie ohne Berücksichtigung vorliegender Allgemeinregulierungen zu Papier zu bringen.“

Im Text «Bündner Walser erzählen», Walservereinigung Graubünden, steht zur Schreibung der Konsonanten: Sch wurde konsequent ausgeschrieben, insbesondere auch in den anlautenden Verbindungen als schp-, scht– (z.B. Schtäi «Stein»). So steht auch in dieser Arbeit am Wortanfang schp, scht.

tz oder z?

Im Prättigauer Wörterbuch gibt es davon mehrere Formen: än bitz, än biz, in der Regel aber Chatzä, Gitzi, Chlotz, chützlä. Nach Umlauten und Dehnungen: zuäzä (schaukeln), Schnuuz, Chreezä.

In Landkarten und auf Wanderwegschildern begegnet uns das Wort Tratza, der Name einer Vorwinterung oberhalb von Pany. Fast überall ist es falsch geschrieben. Das erste a wird lang gesprochen, weshalb nur Traaza den Wortklang richtig wiedergibt.

k oder ck?

Meist gilt die Schreibweise des Schriftdeutschen: Blacktä, Block, Bock.

Nach Dehnungen und Umlauten steht nur k: flöökä (in Sicherheit bringen), zöökä (anlocken), Ggräukts (Geräuchtes), jäukä (scheuchen), Sträikä (Latte zum Aufrollen von Holz).

Anstelle des harten k wird oft ch oder gg verwendet: Brochchä (Brocken), bachchä (backen), schtiichä (stinken), trochchä (trocken), trüchchnä (trocknen), Brugg (Brücke), Rügg (Rücken).

Eine Abschwächung gibt es auch von k zu g: Haaggä (Haken), Paggä (Backe).

f oder v?

Die Schreibweise entspricht dem Schriftdeutschen. Der Bezug dazu muss aber bekannt sein.

So ättäs sötti nid vürchoon       (So etwas sollte nicht vorkommen) vürchon ist für das Auge fremd.

So ättäs sötti nid fürchoon. Deshalb steht im Prättigauer Wörterbuch ein f.

i oder j?

Der j- Laut wird vor Vokalen geschrieben: jähinnä, jesmä, Mäitjä und in Flurnamen (Börtji). Wir begegnen aber auch Mäiä (Blumenschmuck), Mäiäsäss. Unerlässlich ist das j in Konjunktivformen der Verben: Schi mäint, du häijischt gnuäg Ziit. Sie meint, du hättest genügend Zeit.

x oder gs?

Der x- Laut erscheint höchstens dort als x, wo dieser Buchstabe auch im Schriftdeutschen vorkommt, sonst als gs: Agslä, Fuggs, Oggs, aber auch Agsch (Axt), hingegen vrhäxt.

Auf ü folgt ä

Hüänli ………….. Hühnchen
Chüä …………….. Kühe
ärnüächtärä ernüchtern
rüäffä …………… rufen

Auf ä folgt u (gesprochen als ü wie im Schriftdeutschen)

Fläugä ……. Fliege
bäuggä ….. biegen, beugen
ärtäupä ….. jemanden verärgern
Jäuchi …….. heftige Bö mit
………………… Regen oder Schnee
Chnäu ……. Knie

Wenn auf i ein j folgt und ein ä

Beispiele zu besonderen Mehrzahlformen und Verkleinerungsformen:

Hier steht das j immer vor dem i: Grücht – Grüchtji (eher Ggrücht – Ggrüchtji), Hääss – Häässji, Bach – Bächji, Mäitiä – Mäitji, Dorf – Dörfji.