
Mittleres und äusseres Schanfigg

Peist (vorn, Bildmitte) ist ein Strassendorf als Vermächtnis der Romanen. Nach drei Bränden wurde es jeweils in ähnlicher Form wieder aufgebaut (jüngster Brand im Jahr 1874). Allerdings waren es nach dem letzten Brand kahle Steinhäuser, dem Dorfbild abträglich. Taleinwärts, nicht auf dem Foto, liegt Langwies. Langwies mit seinen Seitentälern Fondei und Sapün ist eine Walser Streusiedlung.
Mittelprättigau, rechte Talseite, Blick von den Fiderischer Maiensässen

Luzein ist wie Langwies eine Walser Streusiedlung. Pany als früherer Weiler von Luzein ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Im Hintergrund liegen Ascharina und St. Antönien, ebenfalls Walser Streusiedlungen. Im Jahr 2016 haben Luzein und St. Antönien-Ascharina zur Gemeinde Luzein fusioniert.
Das unterschiedliche Schtellä und Robä


Das Dorf Peist blieb während des ganzen Jahres der Mittelpunkt der Dorfbevölkerung. Während den wenigen Wochen des Wildheuens (bäärgä) lebten die Familien in ihren Berghütten über der Waldgrenze, mit dabei einige Ziegen und/oder eine Heimkuh. Das eingebrachte Heu war das Nachtlager. Wasser holte man bei der nächsten Quelle. Foto 1: Diese Kälber waren zu jung, um sie mit dem Galtvieh zu alpen. Das Heu wurde in Baargä gelagert und im Spätherbst mit einem Kuhgespann mit Schlitten ins Tal geführt. Waren die Kühe, das Galtvieh und die Schweine aus der Alp zurückgekehrt, lebte die Familie im Dorf. Das Vieh wurde von einem Stall zum nächsten getrieben (gschtellt), sobald das Futter aufgebraucht war.
Luzein hingegen kannte das herkömmliche Schtellä und Robä. Nach dem Heuen im Tal unten zog die Familie mit Sack und Pack, mit Schweinen und Hühnern in das/den Maiensäss (Vorwintärig) zum Heuen, im Frühherbst kehrte sie ins Tal zurück zum Emden (gruämätä), im Spätherbst ging es wieder ins Maiensäss zum Düngen, Ausfüttern und Holzen, in der Regel noch vor Weihnachten wieder ins Tal. Bergmähder über der Waldgrenze gibt es nicht in Luzein.
Im Bild der Zweitwohnsitz im Maiensäss.

Peist und Luzein und ihr ähnlicher Dialekt
Es ist erstaunlich, dass die beiden Ortschaften, in zwei verschiedenen Tälern gelegen, einen sehr ähnlichen Dialekt haben. Dies kann wohl dem regen Verkehr über die gut begehbaren Übergänge zwischen den beiden Tälern zugeschrieben werden, wo viel Vieh gealpt wurde und teilweise bis an den Grat hinauf Bergwiesen gemäht wurden. Seit die Verkehrsverbindungen im Tal gut ausgebaut sind, bestehen die Kontakte über den Berg nur noch spärlich. Bis vor einigen Jahrzehnten gab es in den Fiderscher Heubergen den Gluner Sunntig, einen gesellschaftlichen Anlass mit Tanz, wo besonders unter den Ledigen willkommene Bekanntschaften gemacht werden konnten. (Wahrscheinlich Clun, rom.) Foto: Peter Roffler

Wenige unterschiedliche Formen
Hier werden alle e auch wirklich als e gelesen, es braucht kein Erraten. Konsequenterweise hiesse es Päischt und Luzäin, ursprünglich wohl Paischt, Luzain oder Lazain. In Jenaz spricht man heute Läzäin.


Auskunft durch Ueli Valer (Jenaz) und Hans Mettier (Langwies).
Jedes Dorf hat seine Eigenheiten. So sind in Furna Wörter erhalten geblieben, die in Peist verloren gegangen sind, und in St. Antönien gibt es Wörter, die in Luzein fehlen oder anders ausgesprochen werden.
In Peist ist das Walserdeutsche stärker gefährdet als in Luzein, da Peist kleiner ist und nahe bei Chur und Arosa liegt. Die Oberstufenschüler müssen die Schulen in Arosa oder Chur (Gymnasium) besuchen.
*Im Buch Prättigauer Dialekt markiert bei Zusammensetzungen ein Punkt die Grenze zwischen Wortbestandteilen, wo dies zur Vermeidung einer falschen Lesung nötig ist. Einfacher ist der Bindestrich: Chääschessi, Chääs-Chessi.
http://www.walser-museum.ch/museum/alltagsleben/sprache/walliserdeutsch.html
