1.6 – Prättigau

Wie im Schanfigg, so sind auch im Prättigau die hochgelegenen Gebiete von Davos her besiedelt worden, und auch hier verdrängten die neuen Siedler das Romanische in den bestehenden Dörfern.

Die Dialekte im Innerprättigau (Klosters bis Saas) und dem Innerschanfigg (Langwies) sind sehr ähnlich. Auch zwischen dem Mittelprättigau und dem Mittelschanfigg gibt es nur geringe Unterschiede. Die Walserdialekte im äusseren Prättigau und im äusseren Schanfigg jedoch sind ganz verschieden. Im äusseren Prättigau, vor allem in Seewis, ist der Einfluss aus der Bündner Herrschaft im Sprachklang unverkennbar.

Seewis: Äs ischt schuu Nov. gsii. Ds Filet ischt für d Brootwürscht pruucht chuu. (A. Thöny-Tönz)

Grüsch: … Über di Paggä acher. Margrith Ladner-Frei

Schiers: Schi hed di ganz Nacht keis Aug zuä taa. Beedi zemmä hend müässä lachä. (M. Ladner-Frei). Prättigauer Wörterbuch: Zwischen Grüsch und Schiers sind nur leichte Unterschiede feststellbar.

Die e von zemma und hend werden als geschlossene e gesprochen wie in wenn.

Furna: Hier begegnen wir noch dem Personalpronomen wiär (wir), einer von vielen Gemeinsamkeiten mit dem Schanfigg. Sonst hört und liest man im ganzen Prättigau schon seit Jahren nur noch miär.

Jenaz: z.B. Pfenschtr anstelle von Fänschtr, göglä wie im Schanfigg anstatt güglä wie in Luzein.

Fideris/Strahlegg): Mä chönntäschä ds Boord abtröölä. Schi hed schi gaar nüüd lä sägä. (M. Kobald-Walli). In diesen beiden Sätzen gibt es keinen Unterschied zu Luzein und Peist.

St. Antönien-Ascharina: Laut den bekannten Unterlagen ist das Tal von Davos her besiedelt worden, zur Herrschaftszeit der Montfort wohl auch vom Montafon her. So mag sich erklären, weshalb der Dialekt in bestimmten Ausdrücken gegenüber Luzein Unterschiede aufweist: I gaan allsteet. Ich gehe gelegentlich. wöötschlä. Vieh locken. Schi häind nisch in ds Huus gchöört. Sie haben uns geheissen einzutreten. Dazu Feinheiten, die nur Einheimische spüren.

Klosters-Serneus: Bis hinaus nach Saas und Conters (Gguntrsch) hört man die Grundform des Verbs und bestimmte Formen des Partizip Perfekt noch mit der Endung –en: wärchen, laufen, nööten.

Johannes Brassel, „Mii Schuelschatz“ 2015 in der „Südostschweiz“: … nach däm glenzigä Chöttäli suächän. Peter Guler-Lutz, „Ds Toutavolch“ in „Prättigauer Geschichten“: … ,dass ma an Muus gchöurt hätti hueschten.  … , wa afan lengscht gstoorben sind. Die beiden Wörter Toutavolch und gchöurt sind ähnlich geschrieben wie Ausserschanfigger Wörter bei Christian Patt im Dialekt von Calfreisen, Castiel und Lüen.

Erich Bernegger in „Prättigauer Dialekt“: Woorti stärbänd. As gid für schi kein Vergrebnisch.

Das Buch „Prättigauer Dialekt“ geht auf die Eigenheiten der einzelnen Ortschaften ein, ein vorbildliches Werk. Die beiliegende CD trägt sogar den richtigen Ton dazu bei.